Schwarz & Weiß: Eine Art Selbstporträt

Ich bin frei erfunden, aber eindeutig hier. Ich hab ein Heer von sechsundzwanzig Soldaten … von A bis Z, alles tollkühne und doch zärtliche Kameraden.

Hineinversetzen, das liegt mir sehr; fast mehr als sehr. Dann sitz ich längst nicht nur, dann leg ich mich hinein, dann schwimm ich darin, dann tauch ich – mit Schätzen und Sätzen wieder auf. Die find ich überall, die sammle ich, die bring ich stolz zu ihren Besitzern.
Ich bin vollblütig und teilzeitklug, seelentief und augengroß, schwarz und weiß und weiß gefühlt noch so wenig, so furchtbar wenig. Bin kleinteilig und vielschichtig, verstiegen und großzügig, dickköpfig und einfühlsam – nein, wahrscheinlich eher zweifühlsam. Bin aufmerksam und wunderlich, neugierig und sachte, ramponiert und überfühlig, widersprüchlich und einvernehmlich.
Ich kann das Alphabet spüren und Satzzeichen hören, kann mit der Zungenspitze Konsonanten kitzeln und mit Vokalen Liebe machen. Ich bin ein Potz und ein Blitz und ein Knall und ein Fall, und dabei weich und leise wie Puder und Schnee. Bin eingeklemmt zwischen gestern und morgen, zwischen euch und ihnen und mir und ich, zwischen vielleicht und viel zu viel. Hab’ ein Bald auf dem Schoß und ein Jetzt in Reserve, eine Feder in der Hand und im Kopf dazu den Vogel. Bin die Anführerin einer Semikolonne und das Schlußlicht der Geraden.
Ich kann zuhören aber nur selten wegschauen, und wenn ich hinschau, dann spür ich, dann spür ich, dann seh ich, dann ahn ich, dann weiß ich, dann lieg ich richtig, dann lieg ich im Argen und dort lieg ich gut …
… dort bleib ich, dort schreib ich, von dort hol ich sie, immer wieder.
Dort form ich sie; mit Samtzunge oder Drachenfeuer, mit Kopfkribbeln und Bauchgeschick, mit Witz oder Wahn oder liebevoller List, mit Pfeffer oder Sahne, mit Liebe, Ratio und mit alpenhohem Respekt. Dann zeig ich sie der Welt, alle zusammen oder jedes für sich, im Duett, im Bündel, im Dutzend oder zuhauf:

All die kraftstrotzenden, die becircenden, die zarten, die rabulistischen, die dunklen und die stillen, die kleinen, die wuchtigen und die stürmischen … all die unwiderstehlichen, all die erhabenen – Worte.